Leitfaden für das Studium der Mittelalterlichen Geschichte
Quelleneditionen
Bei der Angabe von Quelleneditionen wird immer zuerst der Quellenautor bzw. die Quelle genannt, danach erst der Editor bzw. Herausgeber. Die bei Sammelbänden mögliche Alternative, den/die Herausgeber zuerst zu nennen, entfällt hier.
- Geben Sie die Quellenangabe in der Form (und Sprache) an, wie sie auf dem Titelblatt angezeigt ist. Bei lateinischen Titeln steht „ed.“ für „edidit“ (herausgegeben von). Bei MGH-Editionen finden Sie gelegentlich lateinische und deutsche Titelangaben – in diesem Fall sind die deutschen (auf dem rechten Titelblatt angegebenen) Daten zu verwenden. Ortsnamen sind immer in deutscher Sprache anzugeben, auch wenn auf dem Titelblatt lateinische Namen erscheinen (also nicht „Lipsiae 1889“, sondern „Leipzig 1889“). Dasselbe gilt für alle weiteren verwendeten Wörter (wie „und“ bei mehreren Herausgebern).
- Editionen in Bänden, die verschiedene Werke ggf. auch mit verschiedenen Herausgebern sammeln, werden wie Sammelwerkbeiträge zitiert. Achten Sie darauf, dass Sie dabei auch die Anfangs- und Schlussseitenzahl angeben. In dieser Form werden auch die alten Scriptores-Bände [in Folio] der MGH angeführt (vgl. 3. Beispiel); sie werden also nicht wie eine Reihe zitiert, sondern als einzelne Sammelbände mit eigenen Herausgebern. (Die alten Scriptores-Bände stellen damit innerhalb der MGH-Veröffentlichungen eine Ausnahme dar.)
- Der bis-Strich, z.B. bei Seitenangaben, ist ein Halbgeviertstrich, also ein langer Strich (wie der Gedankenstrich). Weitere Informationen zum Halbgeviertstrich und seine Eingabe in verschiedenen Computersystemen finden sich bei Wikipedia.
Beispiele
1. Annales Marbacenses qui dicuntur, ed. Hermann Bloch (MGH SSrG in usum scholarum 9), Hannover und Leipzig 1907.
2. Capitularia regum Francorum, ed. Alfred Boretius und Victor Krause (MGH Capit. 1–2), Hannover 1883–1897.
3. Ottonis episcopi Frisingensis chronicon, ed. Roger Wilmans, in: MGH Scriptores 20, ed. Georg Heinrich Pertz, Hannover 1868, S. 83–301.
4. Die Urkunden Friedrichs II., Bd. 1: 1198–1212, hg. von Walter Koch (MGH DD regum et imperatorum Germaniae 14,1), Hannover 2002.
5. Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg. Ein Zeugnis adeliger Herrschaft und Wirtschaftsführung im spätmittelalterlichen Tirol. Edition und Kommentar, hg. von Claudia Feller (Quelleneditionen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 4), Wien 2009.
Quellenübersetzungen/zweisprachige Ausgaben
werden nach dem gleichen Schema zitiert wie Editionen. Zu unterscheiden ist wieder zwischen Bänden, die nur ein einziges Werk enthalten, und Teilen von Sammelwerken.
Beispiele
Thietmar von Merseburg: Chronik, hg. und übers. von Werner Trillmich, mit einem Nachtrag und einer Bibliographie von Steffen Patzold (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 9), 9., bibliographisch aktual. Aufl., Darmstadt 2011.
Reiseanweisungen für einen jungen Mann (um 1400), in: Quellen zur Geschichte des Reisens im Spätmittelalter, ausgewählt und übers. von Folker Reichert, unter Mitarbeit von Margit Stolberg-Vowinckel (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 46), Darmstadt 2009, S. 65–68.
Briefe und Urkunden
Allgemein:
Urkunden und Briefe werden immer mit der Nummer aus der jeweiligen Ausgabe zitiert. Da verschiedene Ausgaben (z.B. von einer Briefsammlung) eine unterschiedliche Nummerierung haben können, ist es wichtig, die verwendete Edition auch im Kurzzitat eindeutig zu kennzeichnen. Das geschieht mit der Angabe des Herausgebers.
Brief:
Bei Kurzangaben wird der Herausgeber immer mit „ed.“ (für lat. „edidit“ = herausgegeben von) eingeleitet.
Beispiele
Vollständige Angabe:
Brief Gerberts von Reims an Kaiser Otto II., in: Die Briefsammlung Gerberts von Reims, hg. von Fritz Weigle (MGH Epp. Die Briefe der deutschen Kaiserzeit 2), Weimar 1966, Nr. 11, S. 33f.
Kurzangaben:
ein Brief: Brief Gerberts von Reims an Kaiser Otto II., ed. Weigle, Nr. 11, S. 33f.
mehrere Briefe: Gerbert von Reims, ed. Weigle, Nr. 11-13, S. 33-36.
Urkunde:
Zunächst wird angegeben, ob eine oder mehrere Urkunden zitiert werden. Dazu schreibt man D=Diplom oder DD=Diplomata. Darauf folgen die abgekürzte Angabe des Herrschers, der die Urkunde(n) ausgestellt hat, sowie die Urkundennummer(n) aus der Edition.
Beispiele
eine Urkunde: D HII 183
mehrere Urkunden: DD HII 115-117, 123
Die Herrscherbezeichnungen werden dabei wie folgt abgekürzt:
Mer. (1872) | Merowinger |
Mer. 1 | Merowinger 1 |
Mer. 2 | Merowinger 2 |
Kar. 1 | Pippin, Karlmann und Karl der Große |
Lo I | Lothar I. |
Lo II | Lothar II. |
L II | Ludwig II. |
Burg. | Burgundische Rudolfinger |
LD | Ludwig der Deutsche |
Kn | Karlmann |
LJ | Ludwig der Jüngere |
Karl | Karl III. |
Arn. | Arnolf |
Zw | Zwentibold |
LK | Ludwig das Kind |
K I | Konrad I. |
H I | Heinrich I. |
O I | Otto I. |
O II | Otto II. |
O III | Otto III. |
H II | Heinrich II. und Arduin |
K II | Konrad II |
H III | Heinrich III. |
H IV,1 | Heinrich IV. 1: 1056-1076 |
H IV,2 | Heinrich IV. 2: 1077-1106 |
H IV,3 | Heinrich IV. 3: Einleitung |
Lo III | Lothar III. und Kaiserin Richenza |
K III | Konrad III. und sein Sohn Heinrich |
F I,1 | Friedrich I. 1: 1152-1158 |
F I,2 | Friedrich I. 2: 1158-1167 |
F I,3 | Friedrich I. 3: 1168-1180 |
F I,4 | Friedrich I. 4: 1181-1190 |
F I,5 | Friedrich I. 5: Einleitung |
H VI | Kaiserin Konstanze |
F II,1 | Friedrich II. 1: 1198-1212 |
F II,2 | Friedirch II. 2: 1212-1217 |
HR | Heinrich Raspe |
W | Wilhelm von Holland 1: 1246-1252 |
HL | Heinrich der Löwe |
MT | Mathilde von Tuszien |
Abkürzungen der MGH:
MGH | Monumenta Germaniae Historica |
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Auct. ant. | Auctores antiquissimi |
Briefe d. dt. Kaiserzeit | Die Briefe der deutschen Kaiserzeit |
Capit. | Capitularia regum Francorum |
Capit. episc. | Capitula episcoporum |
Conc. | Concilia |
Const. | Constitutiones |
Dt. Chron. | Deutsche Chroniken |
Dt. MA | Deutsches Mittelalter. Kritische Studientexte |
DD | Diplomata |
Epp. | Epistolae (in Quart) |
Epp. saec. XIII | Epistolae saeculi XIII |
Epp. sel. | Epistolae selectae |
Fontes iuris | Fontes iuris Germanici antiqui in usum scholarum separatim editi |
Fontes iuris N.S. | Fontes iuris Germanici antqui, Nova series |
Ldl | Libelli de lite imperatorum et pontificum |
Libri mem. | Libri memoriales |
Libri mem. N.S. | Libri memoriales et Necrologia, Nova series |
LL | Leges (in Folio) |
LL nat. Germ. | Leges nationum Germanicarum |
Necr. | Necrologia Germaniae |
Poetae | Poetae Latini medii aevi |
QQ zur Geistesgesch. | Quellen zur Geistegeschichte des Mittelalters |
SS | Scriptores (in Folio) |
SS rer. Germ. | Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi |
SS rer. Germ. N.S. | Scriptores rerum Germanicarum, Nova series |
SS. rer. Lang. | Scriptores rerum Langobardicarum |
SS. rer. Merov. | Scriptores rerum Merovingicarum |
Staatsschriften | Staatsschriften des späteren Mittelalters |
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Empfohlene Zitierweise
Anja Ute Blode, Nina Kühnle, Dominik Waßenhoven, Leitfaden für das Studium der Mittelalterlichen Geschichte: Quellen, in: historicum-estudies.net,
URL: http://www.historicum-estudies.net/etutorials/leitfaden-mittelalter/bibliographische-angaben/quellen/ (Datum des letzten Besuchs).
Erstellt: 17.03.2015
Zuletzt geändert: 19.06.2018